Es gab einmal eine Zeit, in der lauerten auf den Meeren die Piraten und an den Wegen die Beutelschneider. Nirgendwo war man mit seinen Golddukaten sicher. In der Hansestadt Lübeck lebten die Marzipanbäcker, die ihre Gewürze, die Mandeln und den Zucker aus Hamburg bezogen, ebenfalls eine Stadt des Hansebündnisses. Zum Einkaufen spannten sie die Pferde vor die Kutsche und machten sich auf den Weg in die Stadt an der Elbe, im Gepäck kleine Kästen mit Golddukaten, denn die eingekaufte Ware wollte bezahlt sein.
Wegen der Landstreicher und Wegelagerer ließen sie bisweilen nur eine völlig leere Kutsche fahren und ritten selbst in der Nacht dem Gefährt hinterher, die Golddukaten verschnürt am Sattelknauf oder gar in den Sattel eingenäht. Doch das hatten die Beutelschneider bald spitzgekriegt, Spitzbuben halt. Sie lauerten den Reitern auf und gingen ihrem Handwerk, der Beutelschneiderei, erfolgreich nach.
Um einen Ausweg aus dem Dilemma bemüht, begannen die Lübecker Kaufleute ihr Gold bei vertrauenswürdigen Leuten in der Stadt zu deponieren und sich darüber auf einem Papierzettel eine Quittung ausstellen zu lassen. Der Hamburger Geschäftspartner vertraute dieser Quittung und überließ dem Lübecker Kaufmann die erworbenen Ingredienzien für die Herstellung des Marzipans gegen die Übergabe des Zettels, mit dem er selbst das Gold in Lübeck als sein eigenes abholen durfte. Nur hatte er nicht die Absicht, das auch zu tun.
Stattdessen erwarb er bei nächster Gelegenheit in Lübeck das hergestellte Marzipan, Rügener Kreide oder getrockneten Fisch. Bezahlt wurde wiederum mit dem Zettel, der auf diese Weise wieder in die Hände Lübecker Kaufleute gelangte. Sehr zum Leidwesen der Beutelschneider entstand die Zettelwirtschaft. Zwischen den beiden Orten zirkulierten nur noch die Quittungen über das hinterlegte Gold.
Banken, wie man sie fortan nannte, gab es nicht nur in Lübeck und Hamburg, überall in den Städten waren Golddukaten hinterlegt. Doch, wenn irgendjemand irgendwo etwas deponiert und nie oder nur höchst selten wieder abholt, kommt man auf dumme Gedanken, so auch die archaischen Banker. In einem originären Akt der Veruntreuung verliehen sie Teile ihres Goldbestandes an klamme Bürger, die Goldkredite benötigten. Dafür kassierten sie Zinsen in Form von Gold, Zetteln oder Naturalien. Die Zettel avancierten zu den ersten Geldscheinen.
Damit der Betrug nicht auffiel, achteten die Bankiersleute darauf, jeweils einen Teil des Goldes für den Fall zurückzuhalten, dass doch irgendwann jemand, ausgestattet mit der Goldquittung, das hinterlegte Gold wieder abholen wollte. Die Mindestreserve war geboren. Den Prozentsatz des auf diese Weise in den Banken zurückgehaltenen Goldes könnte man als den ersten historischen Mindestreservesatz bezeichnen.
Die ursprünglich nur in Golddukaten vorhandene Geldmenge vervielfachte sich dadurch, dass zur Bezahlung neben den Zetteln auch weiterhin Gold, häufig als gewährter Goldkredit, zum Einsatz kam. Deponierte ein Kreditnehmer seinen Goldkredit wieder bei einer Bank, so erhielt nunmehr auch er einen Zettel über das hinterlegte Gold. Das wiederum eröffnete der Bank die Möglichkeit, weitere Goldkredite zu gewähren. Auf einen 20%-igen Mindestreservesatz folgte eine Verfünffachung der umlaufenden Geldmenge, auf einen 10%-igen Mindestreservesatz eine Verzehnfachung. So entstand die Inflation.
Die Inflation beschreibt das Tempo, mit dem das Geld entwertet wird. Von dieser ersten, der historischen Inflation profitierten in erster Linie die Kreditschuldner, denn gemessen in aufzugebenden Gütern sank ihre Schuldenlast. Die Eigentümer von Golddukaten und Zetteln standen nun schlecht da, denn die Kaufkraft dieser Zahlungsmittel sank. Für die Banken stellte die Inflation dagegen kein Problem dar. Sie preisten in den zu zahlenden Kreditzinssatz einfach die erwartete Geldentwertungsrate mit ein und hielten sich deshalb über steigende Zinsen schadlos.
So funktioniert das System bis heute. Deshalb haben die Banken so viel Angst vor einem „bank run“. Verlieren die Anleger das Vertrauen in die Sicherheit ihrer Anlagegelder, so versuchen sie, diese abzuheben, so geschehen im Jahr 1907, als nach dem Platzen einer Spekulationsblase auf dem amerikanischen Aktienmarkt, die Sparer sich ihre Anlagegelder von den Banken auszahlen ließen. Da ein Großteil dieser Gelder als Kredit ausgeliehen war, gerieten viele Institute in eine Liquiditätskrise und mussten Konkurs anmelden. Eine ebensolche Gefahr bestand im Zuge der Staatsschuldenkrise im Jahr 2010, als viele griechische Anleger ihre Euro-Guthaben zu ausländischen Banken transferieren wollten, um einer Umwandlung griechischer Euro-Sparguthaben in stark abgewertete griechische Drachmen zu entgehen. Und auch das im Zuge der Lehmann-Krise im Oktober 2008 von der Kanzlerin Merkel und ihrem Finanzminister Steinbrück gegebene Versprechen, dass sie die Sicherheit der deutschen Anlagegelder garantieren würden, hatte den Zweck, einen „bank run“ zu vermeiden.
Unbeantwortet bleibt indes die Frage, weshalb es den deutschen Banken zurzeit so schlecht geht. Schlecht geht es nur den beiden großen Instituten, Deutsche Bank und Commerzbank. Sie hatten Anlegergelder in windige, möglicherweise sogar kriminelle Anlagemodelle investiert und zahlen heute dafür die Zeche. Überdies zahlen sie ihren führenden Mitarbeitern Gehälter, die durch die Ertragslage dieser Institute nicht gerechtfertigt sind. Sie bedienen sich somit auch bei ihren Aktionären. Volksbanken und Sparkassen geht es dagegen recht gut. Sie erzielen durchschnittlich jährliche Eigenkapitalrenditen von 10-20% und das in dieser Zeit der Nullzinsen.
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