Vor vielen Jahren traf ich einmal einen angehenden Arzt vor dem Hörsaal der medizinischen Fakultät. Er hatte schon einmal bei mir in einer volkswirtschaftlichen Vorlesung gesessen, die er als Wahlfach besucht hatte. Als ein wirklich schlaues Kerlchen ist er mir damals in der VWL-Vorlesung aufgefallen. Er erkannte mich und sprach mich an: „Wie geht’s, wie steht’s, schon lange nichts mehr voneinander gehört.“ Das Übliche halt.
Er erzählte mir, dass er sich sehr für die Sportmedizin und Orthopädie interessiere. Vielleicht war ich ein wenig zu leutselig. Mich plagten damals gerade wieder einmal Rückenbeschwerden und ich fragte ihn, ob er mir ein paar isometrische Übungen beschreiben könne, diese zu lindern. Er stieg sogleich in die Anamnese ein und erkundete meine Vorgeschichte: „Erst Bandscheibenvorfall, dann überflüssige Operation, danach immer wieder Beschwerden.“ Die Operation interessierte ihn. „Heutzutage werden mehr als 50% der Bandscheibenoperationen ohne medizinisch notwendige Indikation durchgeführt!“ gab er mir zu verstehen.
Sodann belehrte er mich, besser hätte ich eine Zweitmeinung von einem nicht beteiligten Arzt eingeholt, denn der hätte kein finanzielles Interesse an der Durchführung der Operation gehabt und mich deshalb objektiv beraten: „Immer eine Zweitmeinung von einem unbeteiligten Experten einholen!“ dozierte er.
Heute lässt sich das Rad des Lebens aber leider nicht mehr zurückdrehen.
Mit seiner medizinischen Ausbildung war er damals so gut wie durch. Er befand sich gerade im Praktischen Jahr. Später wollte er sich mit eigener Praxis niederlassen. Deshalb bot ich ihm meine Expertise im Hinblick auf eine möglicherweise notwendige Finanzierung an, dabei aber ausdrücklich betonend, dass ich keine Darlehen vermittle, Provisionszahlungen ablehne und für ihn die Beratung ohnehin kostenfrei sei. Er lächelte mich an, bedankte sich höflich bei mir und sagte dann sinngemäß: Alles nicht notwendig. Auf den Fluren an der Uni gäbe es immer mal wieder Stände von Finanzunternehmen, PLM, LNP oder so ähnlich, die über alles Bescheid wüssten und deren Beratung nichts koste.
Wir verloren uns wieder aus den Augen.
Doch vor kurzem klingelte mein Bürotelefon. Wer war dran? Mein ehemaliger Student, der angehende Arzt, mittlerweile schon fünf Jahre mit eigener Praxis im Beruf stehend. Seine Finanzierung machte nur noch Probleme. Ich erkundigte mich: Die zur Tilgung der einen Hälfte seiner Finanzierung aufgesetzte Kapitallebensversicherung warf keine Erträge mehr ab, würde somit nach den geplanten fünfzehn Jahren nicht ausreichen, das tilgungsfreie Darlehen mit festem Sollzinssatz zu tilgen. Er müsse viel Geld nachschießen.
Auf der anderen Seite stand ein Bausparvertrag, dessen Ansparleistungen sich kaum verzinsten, wohingegen das parallel dazu laufende Annuitätendarlehen – wieder einmal ohne Tilgung – ihm hohe Zinslasten aufbürdete, die er besser dadurch vermindert hätte, dass er anstelle der Besparung eines Bausparvertrags das Annuitätendarlehen getilgt hätte.
Kurz - er wurde Opfer einer am Provisionsinteresse orientierten Beratung einer Finanzierungsvermittlungsagentur. Viel besser wäre er gefahren, wenn er die gesamte Finanzierung auf einem mit regelmäßigen Tilgungen zu bedienenden Festzinsdarlehen aufgebaut hätte. Doch dafür erzielt die Vermittlungsagentur nur eine kleine Provision von vielleicht 0,5 oder 1% des Darlehensvolumens. Indem ihm überdies noch ein Bausparvertrag und sogar noch eine Kapitallebensversicherung „aufgeschwatzt“ wurde, vervielfachte sich der Provisionsertrag des Finanzierungsvermittlers zum Schaden seines Kunden, denn er bezahlt diese mit der überteuerten Finanzierung, die er damals nicht durchschaute.
Ich fragte ihn, ob er sich noch an das seinerzeitige Gespräch an der Uni erinnern würde. Ja, meinte er, er hätte häufiger an mein damaliges Angebot der Beratung gedacht. Ich rief ihm seinen damaligen an mich gerichteten Tipp ins Gedächtnis zurück:
„Immer eine Zweitmeinung von einem unbeteiligten Experten einholen!“ Das hatte er offensichtlich versäumt.
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